Erste und letzte Wildwassertour im Jahr kurz vor Silvester Das Wetter spielte die vorherige Woche extrem gut mit, sprich viel Regen, Tauwetter und am Freitag kein Regen dafür aber warm. Warm genug um auf entsprechende Trockenjacken zu verzichten war es nicht, aber dazu später mehr. Normalerweise bietet der Kellenbach ab einem Meter Pegelstand eine witzige Halbtagstour, die auch für Anfänger gut geeignet ist. Keine zu hohe Wellen, ein paar Wehre, zwei bis drei Bäume sowie Steine zum Kehrwasserspringen. Bei fünfzig Zentimeter mehr aufm Bach sieht das ganze schon sehr viel interessanter aus. Schöne Wellenberge, kleinere Löcher und kaum Grundberührungen auf abwechslungsreicher Bahn. Mittwoch ging die erste Telefonwelle um, es blieben zwei erfahrene, hartgesottene aber besonnene Kerle übrig. Bei einer so kleinen Anzahl von Fahrern freut man sich über das geringe Gepäck, grübelt allerdings über den Transport von Auto und Boot zum Ein- bzw. Ausstieg. Bei einer kurze Strecke von ca. 7km bieten sich Aufwärmübungen wie Fahrrad fahren, Rollschuh fahren (neudeutsch skaten) oder Trampen bei heißen Frauen an. Da wir in Kirn und Umgebung nur selten bis keine heißblütigen weiblichen Mittzwanziger angetroffen haben, fiel das Trampen raus und wir entschlossen uns ein Fahrrad mitzunehmen. Das Fahrrad auf der umgelegten Rückbank, zwei Boote auf dem Dach und unsere VOLLSTÄNDIGE Ausrüstung im Kofferraum. Bei zwei verantwortungsbewussten, für sonst sämtliche Sportler mitdenkenden, erfahrenen Trainern sollte man meinen, dass je eine Jacke, Helm, Wurfsack sowie Spritzdecke und Paddel eine überschaubare Anzahl von Gepäck ergibt und diese leicht zu verstauen wäre. Die Mitnahme von zusätzlichem Ersatzmaterial, dass nur die Spritrechnung aufgrund erhöhtem Gewicht gesteigert hätte, wurde lautstark verneint. Also ab auf die Piste und eine dreiviertel Stunde später willkommen am Einstieg in Gemünden. Planmäßig sollten hier Boote, Kleidung etc. abgeladen, das Auto mit Bike versetzt und mit dem Fahrrad wieder zum Einstieg umgesetzt werden. Auf dem Rückweg nach der Paddeltour würde man mit dem Auto zum Einstieg fahren, das Bike einladen und wieder heimwärts düsen, da die winterliche Dunkelheit früh einfallen würde. Gesagt – getan. Beim Kellenbacheinstieg wurde die Ausrüstung ausgeladen die Boote abgezählt und zurechtgelegt. (Kleine Fanfare:) Marks Trockenjacke fehlt! Lautstarke Bekundungen fehlender Intelligenz sowie schadenfrohes Gelächter schallen durchs verschlafene Dörfchen. Zum Glück hatte Felix die ultimative Lösung parat: Da vor ein paar Jahren ihm das gleiche Malheur passierte, funktionalisierte man damals einen handelsüblichen Müllsack zur optimal sitzenden und schützenden Trockenjacke um. Dieses Déjà-vu rettete die Fahrt zu zweit. Ein schnelles Foto vor dem Start und unter den staunenden Blicken einer regionalen Damen-Kegeltruppe hinein in den feuchten Spaß. Die lange Pause merkt man doch recht schnell, die Paddelzüge sind noch schwer, das Boot hat noch einen eigenen Willen; doch nach und nach gewinnt man die Oberhand und die Routine zurück. Erste vorsichtige Bewegungen um die großen Brecher herum, man will ja nicht mutwillig nass werden, werden spätestens beim Kehrwasserausschlingen zunichte gemacht. Der Kantenkönig verkantet natürlich und sitzt kopfüber in seinem Boot. Ein halbherziger Rollversuch wird direkt von Boot und Fluss bestraft. Entweder ganz oder gar nicht. Der zweite Anlauf sitzt, allerdings ist das mit dem „möglichst trocken bleiben“ jetzt Geschichte. Die Schlagzahl wird möglichst hochgehalten um eine gewisse Körperwärme nicht zu verlieren. Immerhin kann ich jetzt sagen: „Ich hab’s noch drauf!“ Schöne Wehre mit hohen Schaumkronen werden abgeritten, Kehrwässer zielgenau abgepasst und korrekt wieder verlassen. Kurz vor der Schlucht erinnert sich Felix an einige Verblockungen durch umgefallene Bäume. Generell kein Problem, doch bei dem erhöhten Wasserdruck und enger Fahrlinie besser noch mal inspizieren. Bei mittlerem Pegel sonst auch schon das Schmuckstück der Strecke macht es jetzt erst richtig Spaß in die Kehrwässer zu preschen und sich seine Linie zu suchen. Vor jedem Baumverhau wird vorrausschauend agiert, die Stelle angefahren und in alter Baumspringermanier über- statt umfahren. Recht schnell gelangen wir also zum Ausstieg hinter der Fischtreppe und dem gut überspülten Wehr. Ein beherzter Sprung in das letzte Kehrwasser bildet den Abschluss dieses abenteuerlichen Freitag Nachmittags. Schnelles Umziehen, beladen und Fahrrad holen garantieren eine schnelle Heimfahrt. Meine unsichtbare Notfall-Trockenjacke hat sogar einen recht guten Dienst geleistet und darf somit weiterhin seine Dienste anbieten. In diesem Sinne wünsche ich euch ein erfolgreiches und sportliches Jahr 2013! Euer Bademeister |