Huningue 2014

Lang lang ist’s her, dass der Bademeister sich in die Fluten stürzte, Kehrwässer erkundete und sein Kenterbier aus den Paddelschlappen genoss, doch dies sollte sich alles an diesem Juli-Wochenende ändern.
Die Vorbereitungen für eine solche Tour sind meistens schon die schwersten Hürden. Also wurden unter der Woche die Zelte schon mal Probe aufgestellt (dann fängt’s zu regnen an!) und auf Mängel untersucht, die Kochutensilien zusammengestellt (damit nachher alle zum Fast Burger gehen), das Paddelmaterial ebenso auf Vollständigkeit und Funktionalität geprüft und die Boote liebevoll ausgewählt und mit Luftsäcken ausgestattet.



Freitag Abend wurde dann flux der kleine Corsa beladen und alles verstaut, sodass die Fahrt der vier Aquanauten am Samstag Morgen um 5 Uhr starten konnte: Pascal, Steven, Alexandra und Mark düsen mit dem rhythmischen Ächzen der Stoßdämpfer gen Frankreich. Während die Nacht noch trocken war fing es morgens an zu tröpfeln und die Himmel wollte auch nicht so recht aufreißen, was die Stimmung etwas drückte (man hatte Karibikwetter erwartet). Gegen halb neun am Campingplatz angekommen, wurde man auch gewohnt freundlich begrüßt:„Anmeldung erst ab Mittag! Geht an den Kanal“ Ach wie hab ich die französischen Nachbarn vermisst. Nun denn, Einkaufen stand allerdings vorerst auf dem Plan. Also mit Sack und Pack zurück nach Deutschland und lauter lecker Sachen eingekauft. Ab zurück zum Kanal und unter staunenden Blicken, was alles aus einem Corsa ausgeräumt werden kann, erst einmal am oberen Teilstück gefrühstückt und die Boote gesattelt.
Während sich die Einer warm fahren und ihre Gleichgewichtsfähigkeiten austesten, macht sich der Topo mit Alex und Mark bereit nass zu werden. Alex sitzt nach der Ardeche-Tour heute das zweite mal im Wildwasser und soll später am Tag den K1 beherrschen. Aber der Tag ist noch lang und so machen sich die drei Boote die erste Walze runter. Einschlaufen-Ausschlaufen-Kehren-Kanten-ja letztendlich leider auch Kentern. So schlägt dem Topo in der zweiten Walze das Wasser doch aufs Oberdeck und drückt das Boot kopfüber in die Fluten. Alex kann sich schnell befreien, rettet sich ans Ufer und Mark eskimotiert den langen Kahn und folgt ins Kehrwasser. Spätestens jetzt sind wir wach und gewaschen. Nach einer kurzen Panikattacke und Lobgesänge einer ältere Dame der Rolle wegen, wird ausgeleert, eingestiegen und das Manöver bravourös mehrfach hintereinander durchgeführt. Es geht eben doch!
Langsam füllt sich der Walzenabschnitt mit immer mehr internationalem Publikum und wir wandern die Kehrwässer stromab in gewohnten Schleifen. Der Kanal wurde so angelegt, dass die beiden Abschnitte jeweils problemlos von Anfang bis Ende, durch geschicktes einkehren hoch und runter gefahren werden können.
Der untere Teil wurde im Vergleich zur Vergangenheit extrem verschärft um dem Interesse der Rodeo-Kanuten nachzukommen. Tiefe Walzen, starke Verschneidungen und Rückläufe bilden die Herausforderungen des Parcours. Für die Einer keine leichte Aufgabe und so schwimmt denn auch der Ein oder Andere. Für den Topo bleiben nicht viele Kehrwässer übrig da entweder von zwei Kurzbooten besetzt oder zu klein oder zu schwer zu erreichen.
Nach zwei bis drei Stunden wechselte Mark in den Einer und schenkte den anderen Wellenstechern eine Verschnaufpause die in das gemeinschaftliche Mittagessen überging. Nach Müsliriegel, Banane und Lyonerbrötchen ging’s wieder Richtung Campingplatz, man möchte ja doch ein Zelt über dem Kopf haben am Abend. Die Anmeldung mittlerweile abgeschlossen wird ratz-fatz das Zelt aufgestellt, alles nicht unbedingt Nötige verstaut und so den Stoßdämpfern etwas Erleichterung verschafft.



Wieder zurück geht’s über die Bootsrutsche in alter Aufstellung erneut an den Start. Wieder heißt es Einkehren-Auskehren-richtig Aufkanten. Mittlerweile Nachmittag wird der Entschluss gefasst, Alex alleine im dritten ruhige Teil alleine fahren zu lassen. Während der Topo sicher am Ufer liegt, ein Einer im Wasser sichert, ein Läufer mit Wurfsack positioniert wird und ein Besserwisser neben Alex steht und hilft einzusteigen, entweicht langsam aber sicher die Farbe aus ihrem Gesicht. Aller Anfang ist schwer und so gelingt es gleich bei vierten Anlauf die Seite des Baches zu wechseln. Zum Spaß der Anderen wird das Material des öfteren mit spektakulären Rettungsaktionen gesichert. So soll der verregnete Samstag auf dem Rheinarm enden und wir treten den Rückweg zur heißen Dusche an.
Auf dem Campingplatz und dem Weg zur Burgerbude wird durchaus die Theorie „Männerfüße sensibler als Frauenfüße?“ dreifach bestätigt; so fühlten die drei männlichen Testpersonen nach zwei Radlern auf nüchternen Magen das Schwanken der Rheinbrücke nach Deutschland, während die nüchterne weibliche Testperson das Schwanken nicht bemerkte. Soll noch einer sagen Wissenschaft wäre langweilig!
Ich würde euch gerne noch vom Abend berichten, aber ich erinnere mich nicht mehr; was nicht an dem Radler lag, sondern weil alle vier recht schnell schlafen gingen und tief und fest bis morgens 9Uhr (!!!auf einem Campingplatz!!!) am Baum sägten.
Der Sonntag sollte dann seinem Namen alle Ehre machen und so schien die Sonne gnadenlos mit 30°C auf unsere Helme. Nach einem kurzen Frühstück wurde das kleine Auto wieder malträtiert und schnellstmöglich der Kanal aufgesucht. Die 2-Stunden-Karte war zu verlockend, als dass man gleich nach Mainz aufbrechen wollte. Und so ging es ein drittes Mal im Dreiergespann aufs Wasser. Die Uhr im Blick wurde Alex auch heute wieder im Einer über den Fluss gejagt und auch diesmal mit Erfolg. Während rote Boote und imaginäre Steine zur sofortigen Kenterung führten, wurden einige Ein- und Auskehrschleifen dargeboten.
Zum Finale luden wir alle Boote ans Ufer und liefen das letzte Stück mit den Rodeowalzen stromauf. Um unsere Kenntnisse eines fachgerechten „Schwimmen nach Kenterung“ nochmals aufzufrischen sprangen wir also mutig und völlig entkräftet in die Fluten, ließen uns ans Ende des Parcours spülen und paddelten den Rückweg zum Einstieg locker und entspannt.
Wiederrum nach einer warmen Dusche luden wir den geplagten Opel zu und starteten unsere Fahrt nach Hause. Es sind wieder schöne Bilder und vor allem Videos entstanden die hier vielleicht noch Eingang finden.
Auf jeden Fall ein erfolgreiches, witziges und lehrreiches Wochenende, dass eine Wiederholung verdient hätte. Das nächste Mal gerne auch in größerem Teamumfang.

#Isso

Nasse und sonnige Grüße, euer


Bademeister