Berichte Erkundungstour Salza
Bericht zur Erkundungsfahrt an die Salza vom 01.05. bis zum 04.05.2008
Nachdem es uns letztes Jahr an die slowenische Soca verschlagen hatte, reisten wir für unser diesjähriges Männer-Wildwasser-Wochenende in das Salzatal in Österreich. Zwar kam unser persönliches Vergnügen keinesfalls zu kurz, der eigentliche Grund unserer Fahrt war allerdings die Erkundung der Flüsse im Salzatal. In der geplanten Wildwasserwoche im Sommer, an der auch Wildwasser-Neulinge teilnehmen werden, können wir nun die dortigen Flüsse besser einschätzen. Um außerdem an unseren ohnehin schon gigantischen Fähigkeiten zu feilen, dokumentierten wir schwierige Passagen in ausführlichem Bild- und Videomaterial, welches wir abends sorgfältig auswerteten.
Da sich unsere Gruppe - bestehend aus Michael Gerbig, Felix Krämer, Martin Veith, Timo Beckers und Felix Erben – schon zu den gesetzten Herren der KSG zählte, verzichteten wir auf unbequemes Campen und belegten ein Hotelzimmer im besten Hotel des steierschen Dorfes Wildalpen. Obwohl wir von der langen Anfahrt doch etwas geschwächt waren, vergaßen wir auch am ersten Tag nicht unsere Pflicht. So machten wir uns nach dem Kauf aktuellster Neoprenschuhe im ansässigen Paddelladen direkt an die Befahrung zweier Flüsse.
Unseren Einstieg wählten wir am Hinterwildalpenbach, der neben 70 künstlich angelegten Stufen, deren größte immerhin drei Meter hoch war, noch zwei technisch anspruchsvolle Waldschluchten zu bieten hatte. Der Hinterwildalpenbach wurde durch den bescheidenen Wasserstand zu einer Aufgabe, an der man sich durchaus die Zähne ausbeißen konnte; trotzdem war er ein ideales Krafttraining und perfekter Auftakt für die folgenden 16 Kilometer auf der Salza, in welche der Bach mündete. Nicht umsonst wird der folgende Streckenabschnitt, der von Wildalpen bis Erzhalden reicht, das „Paradies“ der Salza genannt; in atemberaubender Naturkulisse wurde uns hier anspruchsvolles und facettenreiches Wildwasser der Extraklasse geboten. Nach stundenlanger Verausgabung in den Wellen und Walzen der Salza sowie dem Sprung mit dem Boot von einem extra dafür präparierten Felsen, verdienten wir uns unser Abendessen endgültig auf den letzten 100 Höhenmetern, die wir, unser Boot auf der Schulter, von unserer Ausstiegsstelle bis zum Parkplatz zu überwinden hatten. Gestärkt durch weiche Nudeln mit Tomatensauce, versetzt mit einem dicken Hauch an Knoblauch, fielen wir nach der Planung des folgenden Tagesablaufs wie versteinert in den Tiefschlaf.
Nach der erholsamen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück verschwendeten wir keine Zeit, bis wir zu unserem ersten der drei anstehenden Flüsse - dem Erzbach – fuhren. Da dieser schöne Wildwasserfluss durch mehrere Schleusentore verbaut war, schauten wir uns alle kritischen Stellen schon beim Versetzen der Autos sorgfältig an. Während zwei große Wehre selbst unsere Fähigkeiten überschritten, trauten wir uns die restlichen elf Kilometer des Erzbaches zu. Gleich zu Beginn meisterten wir eine verhältnismäßig wuchtige Engstelle und umschifften gekonnt auf dem anfangs noch seicht dahinplätschernden Bach kleinere Baumhindernisse und Verblockungen. Glücklicherweise floss nach wenigen Metern der Seebach hinzu, welcher uns einen ausreichenden Wasserstand spendierte. Zwischen finsterem Nadelwald und Bundesstraße erlebten wir traumhaftes Wildwasser, welches sich durch häufige Engstellen und stellenweise dichte Verblockungen auszeichnete. Nach wenigen Kilometern erreichten wir das erste große Wehr des Erzbaches, welches immerhin 80 Prozent unserer Truppe unter fachgerechter Absicherung mit Wurfsack und Kamera souverän befuhren. Während uns auf den folgenden Kilometern ein unbefahrbares Wehr, ein toter Hirsch, tückische Strömungen und enge Kehrwässer nichts anhaben konnten, erfasste uns einige Kilometer vor unserem Ausstieg eine harter Rückschlag. Da mit dem zweiten unbefahrbaren Wehr, einem riesigen Schleusentor, nun der Erzbach aufgestaut wurde, führte der letzte Streckenabschnitt nicht mehr genug Wasser, um befahren werden zu können. Selbstlos erlegte sich Martin die Aufgabe auf, den letzten Kilometer bis zum Ausstiegsort Hieflau zu joggen, um uns dann mit dem Auto abzuholen. Kaum war er verschwunden, ließ das Schleusentor wieder genug Wasser durch den Erzbach fließen. Nach einer gewagten aber eleganten Klettereinlage, die von Nöten war, um das Wehr zu umtragen, setzten alle bis auf Timo die Reise auf dem Erzbach fort. Ein Schrägwehr und einige Stufen machten den letzten Abschnitt zu einem flotten, lohnenswerten Vergnügen. Dass wir Martin am Ausstieg verpassten störte uns kaum, da wir uns so in der prallen Mittagssonne erholen konnten.
Obwohl das Wetter schlagartig in kalte Regenschauer umschlug, beendeten wir unseren Paddeltag noch nicht. Unseren Einstieg für die Befahrung der Palfauer Schlucht - dem anspruchsvollsten Abschnitt der Salza - wählten wir in Erzhalden; genau dort, wo wir am vorigen Tag unsere Fahrt beendet hatten. Mit gerade mal sechs Kilometern war dieser Streckenabschnitt zwar recht kurz; die Fahrt auf wuchtigem Wildwasser durch zwischen dem scheinbar endlos hohen Konglomeratgestein war aber die lohnenswerteste und intensivste Strecke bisher. Kein Wunder, dass die Zeit bis zum Ausstieg wie im Flug verging – leider mussten wir unsere Boote am Ende wieder mühsam die Schlucht hinauf tragen. Der Weg war diesmal noch steiler, länger und schlechter als derjenige vom ersten Tag, sodass die Motivation, noch einen dritten Fluss zu befahren, bis zum erreichen unseres Autos rapide stagnierte.
Nach dem anschließenden Großeinkauf im Supermarkt konnten sich nur Timo und Felix Krämer noch dazu durchringen, den letzten Kilometer des Hinterwildalpenbaches gleich zweimal zu befahren; der Rest der Gruppe dokumentierte diese Leistung gleich aus drei Blickwinkeln. Die beiden Paddler wollten danach auch noch ein Stück auf der Salza fahren, um ein weiteres mal durch eine riesige Walze in der Höhe des Campingplatzes Wildalpen zu fahren. Gut erkennbar war hier – nach seiner Kenterung aufgrund des starken Rückzugs ebendieser Walze - Felix Krämers Paddel-Verlust-Phobie, unter der er seit ziemlich genau einem Jahr zu leiden hatte. Durch Timos professionelle Bootrettungstechnik konnten alle Personen und Materialien aber sicher geborgen werden. Mit Bratwurst, Kartoffelpüree und leider viel zu wenig Zwiebelgemüse ließen wir diesen ereignisreichen Tag gemütlich ausklingen.
Für den dritten und leider letzten Tag unseres Ausflugs in die Steiermark wollten wir es uns nicht nehmen lassen, ein zweites mal durch das „Paradies“ zu fahren. Damit sich die Tour richtig lohnte, wählten wir den Einstieg fünf Kilometer Flussaufwärts von Wildalpen und den Ausstieg vier Kilometer hinter dem Ende der Palfauer Schlucht, kurz vor dem Salzastausee, wo die Salza in die Enns mündet. Alles in allem umfasste diese Strecke ganze 33 Kilometer, von denen uns neun noch unbekannt waren. Der erste Abschnitt bis Wildalpen erwies sich als deutlich seichter als der folgende Teil der Salza, nur vereinzelt gab es hier wilde Stellen. Da wir einen wunderschönen Samstag hatten, war die Salza, besonders im Paradies, weitaus dichter befahren als noch zwei Tage zuvor; als störend erwies sich dies aber kaum. Zwischen den Rafting-Touristen ernteten wir stets Bewunderung, besonders an dem Stein mit Sprungbrett, welchen wir schon zwei Tage zuvor entdeckt hatten. Während nur wenige Andere sich verängstigt aus den fünf Metern Höhe sprangen, stürzten wir uns todesmutig gleich mehrfach mit oder ohne Boot hinunter und setzten mit Kopfsprüngen neue Standards im Wildwasser-Geröll-Turm-Springen. In der folgenden Palfauer Schlucht und auf den letzten Kilometern bis zum letztmöglichen Ausstieg aus der Salza übten wir das manövrieren durch einen Wildfluss nur durch Gewichtsverlagerung – ein durchaus sinnvolles Training, sollte man einmal an einem schweren Hindernis beide Arme verlieren. Der Weg zum Auto war ein weiteres mal beschwerlich, nach dem Training an diesem Wochenende für uns alle jedoch ein Kinderspiel.
Für das Abendessen stand auf dem Speiseplan versalzenes Fleisch, für welches ich mich zugegebenermaßen zu verantworten hatte und welches wir alle zugunsten unserer Proviantreste der vergangenen Tage links liegen ließen. Um am nächsten morgen bereits ab halb vier Uhr morgens die Heimfahrt antreten zu können, packten wir all unsere Sachen und legten uns früh schlafen.
Rückblickend war unsere Erkundungsfahrt an die Salza großartig. Zwar spürten wir in allen Gliedmaßen die 70 Wildwasserkilometer, die wir in gerade mal drei Tagen erpaddelt hatten; dass die Männertour der KSG härter als jedes Trainingslager wird, war uns Allen aber schon im Vorhinein klar. Sowohl Wasserstand als auch das Wetter waren zum Paddeln ideal, alle waren gut gelaunt und das Zusammenspiel unserer Truppe funktionierte einwandfrei; mehr kann ich mir von einem Wochenende nicht erwünschen. Somit freue ich mich schon sowohl auf die Männertour im nächsten Frühjahr, als auch natürlich auf die Wildwasserwoche im Salzatal, in der sich hoffentlich noch viele andere KSG'ler zu uns gesellen werden.
Felix Erben
Und hier noch ein paar Fotos von der Tour:
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