Samstag Nachmittag geht bei drei Mann das Handy. Eine erkältete Stimme meldet sich mit einer Umgangsfloskel und schreit dann eine Zahl. Auf den jeweilig anderen Seite weiten sich zuerst die Ohren dann die Augen und ein Schwall von Adrenalin strömt von der Nebennierenrinde hinab und hinauf in die Extremitäten bis die Großhirnrinde, genauer gesagt das Sprachzentrum, dass den Befehl an die Stimmbänder schickt: JA !!!
Danach setzt das Hirn einen Moment bei allen Vier aus und man verabredet sich um 8 Uhr morgens am Vereinshaus. Hierauf folgen noch Umgangsfloskel des Abschiedes und das Adrenalin läst 0,02µg/Liter Blut nach.
Am nächsten Morgen stehen sich 8 Augenringe gegenüber in besinnlicher Atmosphäre; die ersten Sonnenstrahlen des vierten Advents berühren sanft den glatt-dahinfließenden Rhein, die Temperatur ist angenehm erfrischend, die Materialsammlung relativ schnell beisammen im Tourbus verstaut und damit fängt der schlummernde Adrenalinspiegel langsam zu steigen. Eine gefühlte Ewigkeit später im Badener Land angekommen wird der Pegel noch einmal überprüft. Man will ja schließlich objektiv die Situation betrachten um eine fundierte Grundlage zu haben. Inzwischen schreien und springen Dopamin Serotonin und die anderen Endorphine (Glückshormone) im Viereck wie wir das Wasser und den Pegel sehen. Eine kurze Überlegung auch die Mittlere Murg zu befahren wird von einigen Ortskundigen und deren Einschätzung schnell verworfen und an den Einstieg der Unteren Murg abgeladen. Eine zweite halbe Ewigkeit braucht Maddin Veith leider um das Auto zu versetzen. Diese Pause wurde allerdings sinnvoll von Timo Beckers, Felix Krämer und Mark Denny für ein kleines Frühstück innerhalb des Tankstellenbistros genutzt. Wieder vereint wurden die beiden alten Boote und die beiden neuen Boote zu Wasser gelassen und die ersten Schläge Bergab gemacht. Kurzes Einwackeln, dann gewohnter Weise der erste Ausstieg auf der rechten Seite. Es wird schnell klar, gerade bei den Wellen hinterm Sportplatz, dass die Tour etwas größer und länger wird als sonst. Aber wir sind am letzten Adventssonntag nicht zur Eile gezwungen. Und so wird jede Stelle ruhig eingesehen, die Routen festgelegt und darauf hin befahren.
Der Adrenalinpegel steht mittlerweile kurz vor „Überdosis“ und blieb dies auch bis Ende hin.
Routinierte Abfahrt der Chicken line am „Niner“ sowie des Holzmann I Katarakts folgten . Ein wohlbekanntes Wehr wurde auf ungewöhnliche Art befahren und den Rest der Strecke bravourös gemeistert. Vor dem Holzmann II wurden wir gewarnt. Rechts würde ein Eisenträger die Fahrt tödlich enden lassen und links ständen riesige „Koffer“ die einen mit Boot und Paddel einpacken würden und dann ging’s auf Reise. In der Mitte ragt an dieser Stelle ein riesiger Felsen der gut zur Orientierung dient. Nach viertelstündiger Begehung und Besprechung lehnte Maddin eine Durchfahrt ab und zumal es nicht weit bis zum Ausstieg war, wollte er vor gehen zum Auto und auf uns warten. Was er nicht wusste...von dort aus waren es noch gut 2 Kilometer...mit 20 Kilo aufm Buckel plus Klamotten am Körper. Die anderen drei Helden beschlossen eine Route rechts an den Koffern vorbei, mit rechtzeitiger linker Umfahrung des Mittelsteins. Gesagt getan, Felix traf die Route sehr gut, Timo und Mark befuhren den Stein auf rechter Seite, merkten aber nichts von einem Eisenträger. Das letzte Wehr wurde gebooft und der Ausstiegs-Strand erreicht. Nach Aufladung der Boote und Verpackung der Klamotten ging’s zum Standartessen bei einem einschlägig bekannten Fast-Food-Restaurant. Den wasserdurchtränkten Fünfer mit dem Timo bezahlte erhielt Maddin zwei Gäste später als Wechselgeld zurück. Zum Nachtisch hatte Felix leckere Clementinen dabei, die er aus seiner Küche mitgebracht hatte.
Die Rückkehr der vier Helden verging im Fluge und Material sowie Personen erreichten zügig ihre Heimatpositionen...Daheim, wo denn auch gleich vier Kerzen brannten.