Kanu- und Skigesellschaft 1921 e.V.
Mainz-Mombach


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Berichte


Bericht zur Wildwasserwoche an der Salza

Auch wenn bisher alle Fahrten der KSG-Jugend spektakulär und auf ihre ganz eigene Weise ereignisreich waren – so sehr wie unsere letzte Wildwasserwoche an der Salza wird wohl keine dieser Fahrten auch in Zukunft für Gesprächsstoff in und um die KSG herum sorgen. Während unser Anreisetag zwar durchaus unterhaltsam, aufgrund der reibungslosen Anfahrt, der rekordverdächtig schnellen und präzisen Errichtung unseres Zeltpalastes und der bravourösen Befahrung des uns schon bekannten Hinterwildalpenbaches durch unser eingespieltes Betreuerteam aber wenig erwähnenswert war, hatte es bereits der zweite Tag mehr als in sich.

Zur Befahrung der Salza wählten wir den recht ruhigen Abschnitt vom ersten Salzastausee bis zu unserem Campingplatz, um unsere Wildwasser-Nachkömmlinge schrittweise an den wunderschönen und teilweise anspruchsvollen Alpenfluss, welcher uns noch von der diesjährigen Männertour in Erinnerung war, heranzuführen. Böse überrascht wurden wir allerdings schon nach wenigen Kilometern: Aufgrund von Baumstammtransporten über die Salza mit einem Hubschrauber waren die vor uns liegenden zwei Kilometer für Paddler komplett gesperrt. Da das Umtragen einer so langen Strecke nicht nur für unsere Jüngeren bitter geendet hätte, blieb uns keine andere Wahl, als die Boote bis zum nächstmöglichen Einstieg, der Bärenbachbrücke zu fahren. Glücklicherweise wurde Martin hierzu bis zu seinem Auto gefahren; trotzdem verbrachten wir weit mehr als eine Stunde mit dem Umsetzen der Boote, insbesondere da neben der Salza auch die parallel verlaufende Landstraße völlig gesperrt war und nur alle 20 Minuten für kurze Zeit geöffnet wurde. Mit der von Mark gespendeten Apfelsaftschorle, neuen Techniken, unsere Boote bis zum Ufer zu befördern sowie tiefgängigen, fast schon philosophischen Gesprächen über lukrative Geschäftsideen und fatale Fehlentscheidungen verging allerdings auch diese verlorene Zeit wie im Flug. Der folgende, etwas reißerischere Abschnitt der Salza war schlussendlich Entschädigung genug für die unerwarteten Umständlichkeiten.











Am Campingplatz angekommen duschten wir uns – dem großzügigen Spender Timo sei Dank – in einem belebenden Traum aus Kokos, Minze und Schokolade. Erfrischt und vor allem wohlriechend pilgerten wir zum Supermarkt um uns für die folgenden Tage zu versorgen. Als einziges mitgereistes Mädchen half uns Nadine mit ihren fundierten Kenntnissen über Würste, deren Größe und natürlich deren Preis unsere Ausgaben auf ein Minimum senken. Mit reichlich Essen und Dosenbier im Gepäck machten wir uns auf den Heimweg und freuten uns auf einen schönen Abend. Durch das ideale und perfekt abgestimmte Koch-Management, welches Timo und mir anvertraut wurde, beglückten wir alle mit dem besten Chili con Carne, welches jemals auf einer KSG-Fahrt serviert wurde und welches seinen Namen auch wirklich verdient hatte – auch am nächsten Morgen hatte so jeder noch seine Freude an der brennenden, aber nicht überzogenen Schärfe.

Der Sonntag unserer Wildwasserwoche darf als zentraler Wendepunkt in vielerlei Hinsicht betrachtet werden. Die offensichtlichste Änderung spiegelte sich dabei im starken Wetterumschwung nieder: Statt strahlendem Sonnenschein bekämpften wir nun monsunartige Regenfälle, wie sie die wenigsten von uns jemals erlebt hatten. Nach wenigen Stunden war unser Zeltplatz eine einzige, knöcheltiefe Schlammpfütze; auch unsere Kleidung und das dreilagige Toilettenpapier mit den lustigen Toni-Polster-Sprüchen sahen schon bald stark mitgenommen aus.







Aufgrund der Entscheidung von oberster Stelle, das Paddeln so lange aufzuschieben, bis der nachreisende Mark mit Freddy und Pascal an unserem Zeltplatz angekommen ist, verweilten wir für Stunden wartend in Martins Wohnwagen, dem letzten trockenen Ort am Campingplatz. Auch wenn sich die Sonne für eine kurze Zeit durchringen konnte und sogar unser Humor von feucht zu trocken wechselte – im Endeffekt siegte das nasse Wetter für den Rest des Tages. Dass die Regenfälle außergewöhnlich waren, bemerkten wir spätestens nach der nun schon abendlichen Befahrung der oberen Salazschlucht, als die Landstraße auf dem Rückweg durch heruntergespülte Baumstämme, Schlamm und Geröll vollständig blockiert war.





Auch der Wasserstand der Salza schoss innerhalb von Minuten von seichtem Niedrigwasser weit über die Hochwassermarke auf über drei Meter. Nach einer Reispfanne von zweifelhafter Qualität sangen wir bis tief in die Nacht lustige, teils jugendfreie Lieder, zwischen welchen sich sogar ein ernsthaftes Lied versteckte.

Da wir uns am nächsten Morgen bei dem hohen Wasserstand und dem vielen Treibholz noch nicht auf die schwereren Abschnitte der Salza trauten, entschieden wir uns vorerst gegen das Paddeln und machten eine Canyoningtour auf einem anspruchsvollen Teil der Lassing, einem selten und nur nach starken Regenfällen befahrbaren Nebenfluss der Salza. Bewaffnet mit Neoprenanzug, Schwimmweste, Helm und Wurfsack meisterten wir diese anspruchsvolle Wanderung. Durch eine doppelte Absicherung an kritischen Stellen, beispielsweise während wir über hohe Steine kletterten oder den stark strömenden Fluss zu Fuß überquerten, kam hier allerdings wirklich jeder auf seine Kosten und ohne Verletzungen am Ziel an – nicht zuletzt auch wegen Felix Krämers todesmutiger Rettungsaktion zugunsten des rechten Neoprenschuhs von Massimo. Da wir nun jede Stelle der Lassing besichtigt und den Fluss als befahrbar eingestuft hatten, ließen es sich die Männer unter uns nicht nehmen, den verhältnismäßig schwierigen Fluss zu befahren. Fehlerfrei meisterten wir die Herausforderung und ließen eine Gruppe dilettantischer Paddler mehr als nur erblassen. Erstaunlicherweise war statt einer Eskimorolle auf der Lassing die im Wintertraining oft geübte Liegestütztechnik das Mittel der Wahl, um uns aus verzwickten Situationen zu befreien. In unserem Wildwasserrausch ließen wir, die harten Männer, es uns auch danach nicht nehmen, den Hinterwildalpenbach und die Salza bei dem mittlerweile etwas humaneren Wasserstand zu befahren. Dass wir uns zwischenzeitlich unseren Magen besser nicht vollgeschlagen hätten, bemerkten wir leider erst mitten in der tiefen Salazschlucht. Das Wildwasser war bestimmt von monströsen Wellen, wuchtigen Walzen, häufig anspruchsvollen Kehrwässern und einer rasanten Strömung, sodass ich mit sage und schreibe vier Kenterungen den am Vortag von Massimo aufgestellten Schwimmrekord locker brach; dank des eingespielten Rettungsteams nahm hier trotz allem wirklich nichts und niemand bleibenden äußeren Schaden.

Am nächsten Morgen nahm Martin seine Aufgabe als Oberbefehlshaber etwas zu ernst und weckte uns in unmenschlicher Frühe. Zu seiner Anerkennung soll hier allerdings erwähnt sein, dass wir durch seine straffe Organisation bereits zur gewohnten Frühstückszeit die Autos versetzt hatten und unsere Paddeltour zehn Kilometer oberhalb des Campingplatzes antraten. Obwohl Massimo wirklich mit aller Kraft versuchte, seinen kürzlich verlorenen Titel des Kenterkönigs zurückzuerlangen, konnte er meinen monumentalen Rekord leider nicht brechen. Da er eine seiner Schwimmeinlagen an der Seite einer Kuhherde genießen durfte, stellte sich schlechte Laune bei ihm trotz des Misserfolges nicht ein.







































Erholungsbedürftig von den vergangenen voll gepackten Paddeltagen genossen die meisten von uns den Nachmittag und ließen sich vom dreckigen Regen bräunen. Einzig Martin, Mark und Felix Krämer schnappten sich Freddy und Benny, um die beiden bei dem einmaligen Wasserstand die Salazschlucht bis Erzhalden herunterzujagen. Vernachlässigt man Martins Kenterung kamen jedoch alle unversehrt, wenn auch mit etwas mehr Respekt vor hohen Wasserständen, wieder am Campingplatz an. Mit auf den Punkt zubereiteten Bratkartoffeln und frischem Kenterbier ließen wir den Abend ruhig ausklingen.





Auch wenn wir pausenlose Regenfälle gewohnt waren, irgendwie fühlten sie sich am nächsten Morgen doch noch einen Tick heftiger an. Insbesondere verstärkte sich dieses Gefühl bei der Befahrung des stinklangweiligen und nicht im Ansatz anspruchsvollen ersten Schluchtabschnitts der Salza, welchen wir schon drei Tage zuvor befahren hatten. Völlig genervt von der unnötig simpel gewählten Tour freuten wir uns dann über das Nachmittagsprogramm, welches heute jeder für sich selbst wählen durfte. Schlussendlich landeten wir alle im Schwimmbad, wenn auch auf verschiedenen Wegen. Anders als bei früheren KSG-Fahrten war die Mayo, welche wir auf unsere Schnitzelbrötchen schmierten, zwar nicht scheiße, roch aber nach dem von ihr beschleunigten Verdauungsvorgang so. Da wir am Vortag wohl doch mehr getrunken haben mussten, als wir dachten, gingen unsere Biervorräte schnell zur Neige. In Vorfreude auf den nächsten Morgen bahnten wir uns unseren Weg durch das zeltplatzeigene Pfützen- und Tümpellabyrinth in unsere Schlafsäcke und schliefen friedlich ein.

Regten wir uns anfangs noch über die zwei lautstark redenden Männer auf, die uns durch das Leuchten mit ihrer Taschenlampe in unser Zelt so unbarmherzig weckten, wurde uns schneller als es uns recht sein konnte der Ernst der Lage klar: Bereits um zwei Uhr nachts hatte die Salza durch die ununterbrochenen Regenfälle einen Wasserstand von weit über fünf Metern erreicht – somit fehlte nur noch ein knapper Meter, bis unser Zeltplatz dem Untergang geweiht war. Wie befohlen bauten wir in Rekordzeit in den strömenden Regenfällen alle unsere Zelte ab und schmissen alles in unseren Bootshänger. Nadine, die etwas empört darüber war, dass wir ihr nicht bei der Suche nach ihrem Regenschirm halfen, mit welchem sie zwar nicht trockenen Fußes, aber immerhin mit perfekt sitzender Frisur bis unter das nächste Dach hätte laufen können, gesellte sich zu unseren jüngeren Paddlern, um unserem bunten Treiben zuzusehen und jenes zu kommentieren. Bereits um vier Uhr waren wir vollkommen fertig mit unserer spontanen Packaktion und traten etwas wehmütig den langen Heimweg an. Kurz vor der Grenze legten wir eine lange Pause ein, in welcher die Autofahrer die nötige Energie tankten, um den Rest der Strecke sicher zu bewältigen – in den Autos mit den auf Gemütlichkeit bedachten Insassen wechselten hier auch die Fahrer, sodass nicht einer alleine die ganze Strecke fahren musste.
In der KSG angekommen breiteten wir zuallererst unser gesamtes Eigentum in der in Deutschland endlich strahlenden Sonne aus; wirklich trocken waren unsere triefenden Klamotten und Zelte allerdings selbst nach zwei Stunden nicht.

Natürlich war unsere frühe und erzwungene Abreise wirklich sehr schade; rückblickend war die knappe Wildwasserwoche allerdings eine wirklich schöne Fahrt. Trotz der erschwerten Bedingungen funktionierte unsere Gruppe jederzeit perfekt – jeder wusste immer, was er zu tun hatte und Konflikte oder Unstimmigkeiten gab es so gut wie überhaupt nicht. Am Ende der Fahrt war somit auch für jeden klar, dass es ihn irgendwann wieder an die Salza verschlagen wird – vorerst wollen wir allerdings einige andere, uns neue Alpenflüsse kennen lernen.


Mit sportlichem Gruß,
Euer Fachwart Jugend
Felix Erben

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